Die Natur direkt neben der Stadt
Mehr Entspannung als erwartet – Eine Auszeit auf dem Sonnenhof
Am Wochenende habe ich einen Abstecher auf den Sonnenhof in Stuttgart-Mühlhausen gemacht. Zwei Teenager im Schlepptau, die mir eine halbe Stunde geben, dann soll es weiter gen Stuttgart City gehen. Gesagt, getan. Trotz mäßigem Wetter stehen am Wegrand rund um den Hof Auto an Auto. Mein erster Gedanke: Es erwarten uns Massen von tobenden Kindern mit ihren Eltern auf einem kleinen Stückchen Grün… Doch von Menschenmassen glücklicherweise keine Spur. Jedenfalls nicht in Haufenbildung. Stattdessen erwartet uns ein Bauernhof mit Platz und Grün und einer Menge – noch nicht auf den ersten Blick überschaubaren – Möglichkeiten.
Oh sind die süß
Erste Station: Piepsende Babyküken und lustig vor sich hin mümmelnde Hasen und Meerschweinchen. Der Stall ist klein, die Anzahl der streichelwilligen Kinder groß. Eine Mitarbeiterin vom Sonnenhof sitzt dabei, hilft und erklärt bei Bedarf. 2,50 Euro kostet der Spaß. Wer einmal drin ist, will so schnell nicht wieder raus. Der Satz: “Oh wie süß…” fällt im Sekundentakt. Von der halben Stunde Zeitvorgabe ist bereits hier keine Rede mehr. Ich ziehe alleine weiter und entdecke eine auf zwei Beinen tänzelnde Langhaar Ziege, allerlei laut vor sich hin gackerndes Federvieh, grinsende Schweine, Kühe und neugierige Kälbchen, ewig hungrige Zicklein und natürlich Pferde. Der Magnet, vor allem für Mädchen.
Das Glück der Erde
…liegt bekanntlich auf dem Rücken der Pferde. Dementsprechend lang ist auch die Schlange an der Reithalle und irgendwie haben alle Kinder den gleichen sehnsuchtsvoll entrückten Blick drauf. Hier will keiner weg, hier wartet man gerne und würde sich sofort wieder hinten anstellen. Zum Glück gibt es da noch viel mehr zu entdecken. Das Maislabyrinth zum Beispiel, in dem Kinder für schier unendliche Zeit (wenn man davor sitzt und wartet) verschwinden. Suche zwecklos. Es gibt Nischen und Abzweigungen und keine Chance, ihnen hinterher zu spionieren. Also, warten zwecklos. Ich schaue mir die neueste Attraktion vom Sonnenhof an. Das Bienenhau …
Der Herr der Bienen
Detlef Hilmert ist Hobbyimker und Herr über 10 Bienenvölker rund um den Sonnenhof. Bedenkt man, dass ein Volk im Hochsommer aus 80.000 bis 120.000 Bienen besteht, kann man sich das Schwirren der emsigen Arbeiter lebhaft vorstellen. Und die geben richtig Vollgas. “Die ganze Blütenvielfalt, der Ertrag von Obst, Gemüse und Blumen – all das haben wir den Bienen zu verdanken”, weiß Hilmert, der seit über 30 Jahren imkert. Seinen Honig kann man im Hofladen kaufen. Und noch was verrät Detlef Hilmert: “Bis ein Glas Honig voll ist, fliegt eine Biene 3 Mal um die Welt.” Ich bin begeistert von so einer Leistung. Ebenso die Kinder, die Hilmert in die kleine Bienenkunde einführt. Doch nun muss er weiter, denn heute wird das neue Bienenhaus am Biotop fertig gestellt. Ein Kletterhaus mit drei Waben hinter Glas. Hier kann man die Bienen aus nächster Nähe beobachten. “Nicht klopfen und schön still sein” – einzig das klappt irgendwie noch nicht.
Einkaufen mit gutem Gewissen
Letzte Station – das Hofcafé. Hier gibts Obst und Gemüse von eigenen Feldern, Beeren, Salate, Brot und Käse sowie Wurst, Nudeln und Pflanzen. Aber auch selbst gemachte Marmeladen, die Schwaben sagen Gsälz dazu – und Pesto. Die kann man sogar vorher probieren. Doch Vorsicht, hat man dies getan, muss man – weil wirklich lecker – auf jeden Fall welche mitnehmen. Am Besten auf einem Bauernbrot probieren – köstlich.
Aus der anfänglichen halben sind am Ende ganze drei Stunden geworden. Das Flair auf dem Hof hat nicht nur mir gefallen. Es fühlt sich an wie ein Urlaubstag weit weg von der Stadt, die aber nur ein paar Minuten entfernt ist. Abschalten, in kleinen Nischen etwas Ruhe suchen oder das bunte Treiben beobachten, das Lachen der Kinder genießen und ein bisschen im Hofladen shoppen. Fazit: Wir kommen wieder. Schon allein wegen der Erdbeermarmelade …
Texte und Bilder von Emma von Bergenspitz, www.stuttgartdiary.de